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Hochzeitsrednerin Ute Wurl im Interview

Patrick 03.03.2017 0 Kommentare
Als Alternative zur kirchlichen Trauung entscheiden sich immer mehr Brautpaare für eine Freie Trauung. Eine Freie Trauung bietet großen kreativen Spielraum und ist besonders für Paare interessant, die zum Beispiel unter freiem Himmel oder direkt in ihrer Location heiraten wollen.
Auch für gleichgeschlechtliche Paare, Geschiedene oder Paare die ihr Eheversprechen erneuern wollen, ist das eine tolle Lösung.
Hochzeitsrednerin Ute Wurl ist aus Heinsberg. Sie gestaltet mit ihren Hochzeitspaaren persönliche, individuelle Trauungen, die genau zum Paar passen.
In unserem Interview erzählt sie uns von ihrer Arbeit als Freie Traurednerin.

Wie bist Du dazu gekommen, freie Rednerin zu werden?
Das kam eigentlich ganz unverhofft. Mein Mann und ich wollten eine Trauung mit einem mit uns gut befreundeten Standesbeamten in einer besonderen Location. So weit, so gut. Wir hatten auch eine Zusage, die dann aber vier Wochen vor der Trauung zurückgenommen wurde. Standesamtliche Trauung ist nur im Standesamt möglich. Das war´s und wir standen nun da – Einladungen waren verschickt, Caterer bestellt, Location gebucht. Vor einigen Jahren gab es noch nicht viele Trauredner und für unseren kurzfristigen Termin schon gar nicht. Also habe ich mich hingesetzt und unsere Rede selbst geschrieben und meine beste Freundin gebeten, die Zeremonie zu gestalten. Meine Freundin hat sich auch die größte Mühe gegeben und ich bin ihr unendlich dankbar dafür – jedoch war die Zeremonie nicht das, wovon ich immer geträumt habe. Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass wir nicht eine schöne Zeremonie hatten, aber meine Freundin war eben zu emotional eingebunden, sie war natürlich zu nah an mir und unserer Geschichte – es fehlte die professionelle Haltung. Die konnte meine Freundin ja auch gar nicht haben. Am Hochzeitstag ist es sowieso hektisch genug. Alle sind aufgeregt. Sie hat geweint, ich habe geweint, alle haben geweint – ich wollte aber ein Fest der Liebe.

Meine Freundin war natürlich aufgeregt, sie war nicht der Ruhepol, der für ein aufgeregtes Brautpaar wichtig ist. Wer eine freie Trauung zelebriert sollte meiner Meinung nach der Fels in der Brandung sein und allen Anwesenden das Gefühl vermitteln können – Alles wird gut. Lehnt Euch zurück und genießt Eure Trauung. So habe ich mich mit meinen Vorstellungen von einer freien Trauzeremonie selbstständig gemacht.

Ich muss dazu sagen, ich bin aufgrund meines Berufs als Dipl. Verwaltungswirtin gewohnt vor Menschen zu reden, ich habe viele Jahre lang Kunstausstellungen eröffnet, habe eine rhetorische Ausbildung und bilde mich auf diesem Gebiet auch laufend fort. Gerade arbeite ich mit einem Vocal-Coach zusammen, da in letzter Zeit auch bei den freien Trauungen immer öfter gemeinsam gesungen wird.

Wie bereitest Du Dich für eine Trauung vor?
Ich schlafe und pflege mich! Nein, Quatsch – das ist bestimmt nicht das, was mit dieser Frage gemeint ist. Obwohl es stimmt schon – vor einer Trauung meditiere ich. Ich hatte ja schon geschrieben, dass es mir wichtig ist, dass ich allen Hochzeitsgästen, den Trauzeugen und dem Brautpaar vermitteln kann – Alles wird gut. Dazu gehört für mich unbedingt, dass ich mich mit dem Brautpaar, den Eltern und den Trauzeugen ein oder zwei Tage vor der Trauung in der Location treffe. Da gibt es zwar keine Generalprobe – aber wir gehen den Ablaufplan, den ich bis spätestens vier Wochen vor der Trauung mit dem Brautpaar vereinbart habe, noch einmal mit den Trauzeugen und dem Brautpaar durch. Auch das gibt Sicherheit – schon einmal da gestanden zu haben mit den Trauzeugen und mit mir, wo die Trauung auch stattfindet.

Selbstverständlich bin ich auch immer rechtzeitig vor der Trauung in der Location. Mache den Soundcheck und überprüfe ob alles so ist, wie es das Brautpaar wünscht. Mein Notfallköfferchen habe ich auch immer dabei mit Freudentränentaschentüchern, Feuerzeug, Tischklammern etc.

Woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Reden?
Gute Gespräche mit dem Brautpaar, mit den Trauzeugen, mit Freunden und der Familie.

Gespräche alleine reichen mir allerdings nicht, dabei gehen mir zu viele Informationen verloren. Ich bitte meine Brautpaare, ihre Geschichte, ihren Alltag, den Heiratsantrag u.v.m. aufzuschreiben. Dafür haben sie bis vier Wochen vor der Trauung Zeit. Diese Angaben möchte ich auch getrennt von den Partnern haben, dass macht alles viel, viel spannender. So verfahre ich auch bei allen anderen, mit denen ich für die Trauung Kontakt aufnehmen darf. Ich habe somit einen großen Fundus an Informationen, aus dem ich schöpfen kann. Manchmal gibt es ja auch Themenhochzeiten, z.B. Alice im Wunderland. Dann versuche ich alles in einen schönen Kontext zu bringen. Die Wünsche des Brautpaares stehen immer an erster Stelle.

Wie muss sich ein Brautpaar den Planungsablauf mit dir vorstellen?
Auf jeden Fall vertrauensvoll – ohne Vertrauen – keine schöne Trauung!

Ich verstehe mich eher als „Wünscheerfüller“. Das ist auch immer die erste Frage in dem Kennenlerngespräch mit dem Brautpaar:“ Welche Wünsche, welche Vorstellung habt Ihr für Eure Trauung, welche Anforderungen stellt Ihr an mich?“ Mir ist es wirklich sehr wichtig, dass ich dem Brautpaar nicht irgendeine Zeremonie überstülpe, denn nicht umsonst haben sie sich ja für eine freie Trauung entschieden. Ich möchte die Brautpaare anpicksen, sie kreativ werden lassen. Selbstverständlich schildere ich, wie eine freie Trauung ablaufen könnte, aber eben nur könnte. So bleibt alles ein lebendiges miteinander und auch für mich spannend und auch manchmal eine kleine Herausforderung. Ich lerne von jedem meiner Brautpaare.

Ich stehe meinen Brautpaaren während der gesamten Zeit mit Rat und Tat zur Seite – sei es, dass wir uns zu Gesprächen treffen, telefonieren, mailen oder über die Social Media Kanäle kommunizieren

Mir ist ein guter Kontakt zu den Brautpaaren sehr wichtig. Da ich überwiegend im Kreis Heinsberg traue, treffe ich meine Brautpaare immer wieder einmal. Das kann im Supermarkt sein, im Karneval oder sonstigen Veranstaltungen – und wir mögen uns auch noch nach der Trauung. Im vergangenen Winter habe ich einen Glühweinabend veranstaltet, an dem sich die Bräute aus 2016 mit den Bräuten aus 2017 und 2018 austauschen konnten mit einem kleinen Rahmenprogramm. Oder ich biete ein Brautseminar mit einem Beautyresort an. Auch hierbei geht es um den Austausch der Bräute. Darüber hinaus bekommen Sie Info´s, lernen andere Hochzeitsdienstleister kennen, können Fragen über Fragen stellen und erhalten Tips zum Makeup und zur Brautfrisur. Diese Seminare sind immer sehr gefragt. Wir machen uns einen schönen Mädelsabend. Ich bin noch auf der Suche nach etwas ähnlichem für die Jungs, denn die sind immer sehr traurig, dass sie so benachteiligt werden.

True Love - Hochzeitsrednerin Ute Wurl

Wieviele Monate vor dem geplanten Fest sollte man mit Dir Kontakt aufnehmen?
Ich hatte schon Trauungen, die habe ich innerhalb einer Woche mit einem Brautpaar geplant, weil ein Redner abgesagt hatte. Im Normalfall ist es aber eher ein Jahr bis ein einhalb Jahre im Voraus. Z.Zt. führe ich mit Brautpaaren für 2018 die Kennenlerngespräche.

Was macht eine freie Trauung für die Gäste besonders interessant?
Wenn der Redner es schafft, die Gäste in die Trauung aktiv mit einzubeziehen. Dazu muss die Zeremonie lebendig und interessant sein. Ich finde es immer schön, wenn ich nickende, zustimmende Köpfe sehe – nach dem Motto – ja genauso ist es! Bei meinen Trauungen darf jeder aktiv werden. Alle dürfen sich freuen, dass ein Paar sich traut und dürfen daher ihre Freude auch zum Ausdruck bringen.

Dazu ist es natürlich auch erforderlich, dass das Brautpaar das vorher auch mit den Gästen so kommuniziert. Ich würde nie in der Trauung Gäste einfach überfallen und eine Mitwirkung von vornherein voraussetzen, aber wenn die ersten (eingeweihten) Gäste quasi als Eisbrecher beginnen, wird es zum Selbstläufer. Wenn das Brautpaar unter dem Jubel der Hochzeitsgäste zum Sektempfang auszieht, dann habe ich meinen Job gut gemacht.

Welches war für Dich die bislang ungewöhnlichste Trauung?
Im vergangenen Jahr gab es zwei ungewöhnliche Trauungen für mich. Zum einen durfte ich das Königsschützenpaar aus Wickrath im Festzelt trauen. Die Beiden haben das in der Bruderschaft durchgesetzt und nach anfänglichen Bedenken, dass die Schützen nach dem morgendlichen Sonntagsgottesdienst vielleicht doch das Zelt verlassen würden, füllte sich das Zelt innerhalb weniger Minuten. Noch heute werden die Bilder der Trauung auf Facebook immer wieder geteilt als Highlight des Schützenfestes.

Die zweite außergewöhnliche Trauung war auch eine Überraschung für mich. Zwei Tage vor der Trauung erhielt ich den Anruf des Bräutigamvaters, dass die Ringe nicht, wie vom Brautpaar gewünscht, vorne bei mir auf dem Tisch in einem Bilderrahmen liegen sollten, sondern das Eika, die Weißkopfseeadlerin aus Freiwildgehege Hellenthal die Ringe bringen wird. Da musste ich auch zweimal schlucken. Das war auch das erste Mal, dass ich etwas gemacht habe, das nicht mit dem Brautpaar abgesprochen war. Aber da der Vater mir glaubhaft versicherte, dass sein Sohn sich schon immer gewünscht hat, einmal in seinem Leben einen Adler auf seinem Arm zu halten, habe ich mich darauf eingelassen. Am Tag der Trauung war ich diesmal nicht ganz so ruhig, da ich jetzt erst den Fotografen, den Trauzeugen, die Sängerin und den Falkner briefen konnte. Meine größte Sorge galt allerdings den Gäste in dem Moment, als Eika über deren Köpfe hinweg flog, Zum Glück ist keiner in Panik verfallen. Dem Bräutigam wurde von einem zweiten Falkner der Handschuh übergestreift und Eika landete sicher auf dem Arm und hatte an ihren Krallen einen kleinen Ledersack mit den Ringen. Das war schon ein toller Moment. Ich glaube an diesem Tag hatte jeder Hochzeitsgast Eika wenigstens einmal auf dem Arm – selbst ich.

Kann jeder Redner jede Trauung begleiten? Oder worauf sollte das Paar achten?
Das ist eine schwierige Frage, die ich gerne diplomatisch beantworten möchte. Jedes Brautpaar wird den für sich passenden Redner finden. Ich wünsche das auf jeden Fall jedem Brautpaar.Wichtig ist, dass sich Brautpaar und Redner mögen, vertrauen. Ohne das Vertrauen könnte ich mir keine Zusammenarbeit vorstellen.

Neben Trauungen bietest Du auch Geburtsfeiern an. Was genau ist das?
Oja, kommen wir nun zu den kleinen Erdenbürgern, die ich in den Kreis der Familie begrüßen durfte. Es waren schon die Baby´s einiger meiner Brautleute, aber auch sonstige Kinder dabei. Während der Zeremonie versprechen die Paten, dass sie für das Kind da sein werden, es unterstützen möchten, auf dem Weg ins Erwachsenwerden.

Die Eltern feiern ihr Kind als Krönung Ihrer Liebe. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass alle Anwesenden dem Kind ihre Wünsche oder auch ihre wichtigsten Werte mit auf den Weg ins Leben geben. Es sind so schöne, kleine, friedfertige Feiern, die ich sehr mag.

Mehr über Ute Wurl und True Love erfahrt Ihr hier:
www.hochzeitsredner-heinsberg.de
hochzeitsredner-heinsberg@web.de
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